Ich bekam so eine Art Korsett von der Taille bis unters Kinn aus Plastik, das die Wirbelsäule als Ganzes stabilisierte. Deshalb durfte ich mich dann langsam wieder aufrichten. Ich musste meinen Kreislauf wieder in Schwung bringen. Erst setzte ich mich an den Bettrand, dann in einen Rollstuhl, dann schnallte man mich aufs Stehbett, und dank der Physiotherapie im Krankenhaus konnte ich dann sogar schon ein, zwei Schritte gehen, indem ich mich links und rechts an einem Barren festhielt.

Nachdem ich noch bestrahlt worden war, kam ich nach 3 Monaten Krankenhaus im März 2001 nach Bad Häring auf Reha. Ich wurde gleich untersucht. Da die Therapeuten dort ständig mit Querschnittlern zu tun und deshalb viel Erfahrung haben können sie sehr gut einschätzen, wie sich die Therapie auswirken wird. Und dann sagte man mir was ich mir erhofft hatte: Ich würde wieder richtig gehen können! Vielleicht nur mit Krücken oder Gehstöcken und nicht allzu weit, aber das war mir egal! Als ich das hörte, weinte ich vor Freude!

Diese Aussicht auf Besserung gab mir die nötige Motivation zu kämpfen, und das tat ich dann auch. Und zwar Tag für Tag 3 Monate lang! Die Therapeuten waren sehr hart, aber genau das war nötig und hat mir wirklich viel gebracht. Und obwohl viele Tränen der Erschöpfung und Enttäuschung geflossen sind, gab es deutliche Fortschritte und "schon" nach 3 Monaten konnte ich immerhin einige Schritte mit zwei Gehstöcken gehen. Und es wurde immer besser. Es wurden immer mehr Schritte und ich wurde immer sicherer. Ich konnte dann auch wieder Treppen steigen. Zu Hause machte ich weiter Physiotherapie. Mit der Zeit ging ich mit einem Stock und daheim sogar wenige Schritte ohne. Nur noch für lange Strecken brauchte ich einen Rollstuhl. Ansonsten blieben nur die Gefühlsstörungen von der Brust abwärts, eine ziemlich starke Spastik in den Beinen und eine leichte Blasen- und Mastdarmstörung als Folgen des Tumors. Ich hatte also Symptome eines inkompletten Querschnitts.

Ich war aber zufrieden und nach etwa einem Jahr Krankenstand, suchte ich mir einen neuen Job. Ich bekam nach etlichen Absagen endlich die Chance, wieder in einem Betrieb als Sekretärin zu arbeiten. Ich hatte wirklich super Arbeitskollegen und hatte nicht das Gefühl, dass es jemanden störte, dass ich am Stock ging.

Ziemlich genau an dem Tag an dem ich anfing, Anfang Oktober 2001, hatte ich auf einmal weniger Gefühl in den Händen. Außerdem tat ich mir beim Gehen wieder schwerer weil durch die Spastik mein linker Fuß ganz steif war und ich ihn deshalb nicht mehr richtig anheben konnte. Mein erster Gedanke war : wieder Krebs?! Also ging ich zu meinem Onkologen und es wurde wieder ein MRT gemacht. Man sagte mir, dass man etwas sehen würde aber man sei sich nicht sicher was genau. Ich sollte zur genaueren Untersuchung nach Innsbruck in die Uniklinik zu einem Spezialisten.