Ernährungstipps bei MS
Es gibt leider keine Diät die zur Heilung führt.
Durch ausgewogene und vollwertige Ernährung mit ausreichender Aufnahme der "richtigen" Vitamine, Mineralstoffe, Spurenelement und Fette kann die Behandlung der MS aber unterstützt werden.
Die "Ziele" dabei sind, die entzündungsfördernde Arachidonsäure(siehe unten) im Körper zu vermindern und die überhöhte Bildung von Entzündungsstoffen (die wegen der MS im Körper stattfindet) zu normalisieren.
Inhaltsstoffe, die dies bewirken können, bezeichnet man als Antioxidantien. Die wichtigsten für MS-Erkrankte erkläre ich hier genauer.
Welche Fette und Öle sind speziell bei MS besonders wichtig?
Alle im Folgenden genannten Fettsäuren sind mehrfach ungesättigt und essentiell, das bedeutet lebenswichtig. Sie können vom Körper nicht hergestellt werden sondern müssen über die Nahrung aufgenommen werden. Mehrfach ungesättigte Fettsäuren können den Entzündungsprozess im Körper hemmen. Zusätzlich zu dieser Eigenschaft haben sie auch noch folgende:
Linolsäure:
Sie ist ein wichtiger Baustein für Blutzellen und ist auch sonst für viele Funktionen der Zelle erforderlich.
Sie ist vor allem enthalten in:
Distelöl, Sonnenblumenöl, Walnussöl, Weizenkeimöl, Sojaöl, Kürbiskernöl, Maiskeimöl, Sesamöl, aber auch in Diätmargerine.
Alpha-Linolensäure:
Sie senkt den Blutfett- und Cholesterinspiegel und unterstützt die Entwicklung und Funktion wichtiger Organsysteme wie Nerven, Augen, Haut, Gehirn und Blutkreislauf. Sie wird im Körper zu EPA (siehe unten) aufgebaut
Sie kommt vor in:
Allen grünen Gemüsen, Leinöl, Walnussöl, Weizenkeimöl, Rapsöl, Sojaöl, ebenfalls in Pflanzenmargarine.
Gamma-Linolensäure (bzw. dihomo-gamma-Linolensäure):
Sie ist noch hochwertiger als die Linolsäure. Sie hat eine leicht immununterdrückende Wirkung, unterstützt die Nervenfunktionen und hat einen positiven Einfluss auf den Blutcholsterin-Spiegel. Deshalb wirkt sie der Arteriosklerose entgegen und beugt zusätzich Thrombosen vor.
Sie kommt vor in:
Nachtkerzenöl (Kernöl der schwarzen Johannisbeere) und Borretschöl.
Fischöl (Eicosapentaensäure = EPA) = Omega-3-Fettsäure:
EPA verdrängt die Arachidonsäure am wirksamsten von allen hier genannten Fettsäuren aus dem Gewebe. Deshalb sollte sie zusätzlich als Kapseln eingenommen werden.
Fischölreiche Lebensmittel:
Vor allem fette Fische wie Makrelen, Heringe, Lachs, aber auch Karpfen, Heilbutt, Forelle, Miesmuscheln
Von all den hier genannten Ölen sollte man besser wenig über längere Zeit aufnehmen. Zuviel mehrfach ungesättigte Fettsäuren auf einmal aufgenommen erhöhen nämlich den Bedarf an Vitamin E!
Wie viel der Fettsäuren sollte täglich aufgenommen werden?
Fettsäure | Empfohlene Tagesdosis bei MS |
Linolsäure |
12 g
|
Alpha-Linolensäure |
4 g
|
Dihomo-gamma-Linolensäure |
2 - 3 g
|
Fischöl |
2 - 3 g
|
Welche Vitamine sind bei MS besonders wichtig?
Folgende Vitamine und Spurenelemente sind die wichtigsten Antioxidantien für MS-Erkrankte. Sie hemmen die Umwandlung der Arachidonsäure zu Entzündungsstoffen. Neben dieser sehr wichtigen Funktion haben sie noch folgende Aufgaben:
Vitamin E:
Die genauen Funktionen dieses Vitamins im Körper sind teilweise noch ungeklärt. Man nimmt aber an, dass es gegen freie Radikale hilft und so die Abwehr von Infektionen unterstützt. MS-Erkrankte haben einen stark erhöhten Bedarf. Zur Entzündungshemmung ist weit mehr Vitamin E nötig, als mit der Nahung aufgenommen werden kann. Deshalb sollte man zusätzlich Vitaminkapseln einnehmen, die möglichst verschiedene Arten des Vitamin E enthalten. Nicht überdosieren, da dies die Bildung von Immunglobulinen verstärkt!
Enthalten in:
Weizenkeimöl, Sonnenblumenöl, Maiskeimöl, Sojaöl, Olivenöl und Diätmargarine, aber auch in Haselnüssen, Sojabohnen, Avocados und Tofu.
Tipp:
Weizenkeimöl für Salate verwenden
Vitamin C (Ascorbinsäure):
Dieses Vitamin muss täglich aufgenommen werden! Bei MS besteht ein stark gesteigerter Bedarf. Vitamin C ist wichtig für das Bindegewebe, die Blutgefäße, das Immunsystem und die Ausscheidung von Medikamenten.
Vitamin C-reiche Lebensmittel:
Früchte: Kiwi, Zitrusfrüchte
Gemüse: Broccoli, Rosenkohl, Fenchel, Spinat, Paprika, Sauerkraut, Blattpetersilie, Wirsing, Karotten, Spargel, Kohlrabi, Chinakohl, Schnittlauch, Kartoffeln (in der Schale ist am meisten Vit. C, deshalb Kartoffeln am Besten gekocht, als Püree mit Milch, Folien- oder Pellkartoffeln essen)
Säfte: Sanddornbeerensaft, schwarzer Johannisbeersaft
Tipp:
Morgens 100 ml Sanddornbeerensaft oder 200 ml schwarzer Johannisbeersaft decken den Tagesbedarf. Zu beachten ist, dass beim Erhitzen, Kochen und Aufwärmen viel verloren geht!
Vitamin A (Retinol):
Es hat Einfluss auf die Sehwirkung und ist wichtig für den Aufbau der Haut und der Schleimhäute.
Vitamin A-reiche Lebensmittel:
Fisch: Aal
Früchte: Marillen
Gemüse: Karotten, Fenchel, Tomaten, Spinat, Blattpetersilie
Milchprodukte: Käse
Lebertran und Pflanzenmargarine.
Tipp:
Ab und zu Rohkost essen: Karotten fein raspeln und einen Tropfen hochwertiges Speiseöl zugeben (Vitamin A ist ein fettlösliches Vitamin, d.h. es kann ohne Zugabe von Fett nicht vom Körper aufgenommen werden!)
Erhitzen und aufwärmen von Speisen zerstört das Vitamin A.
Welche Spurenelemente/Mineralstoffe sind wichtig?
Selen:
Es stärkt die Immunabwehr und neutralisiert Schwermetalle (z. B. Quecksilber, Blei, Amalgam) die durch die Nahrung in den Körper gelangen.
Außerdem verstärkt es die Wirkung des Vitamin E positiv.
Selenhaltige Lebensmittel:
Fische/Meeresfrüchte: Hering, Thunfisch, Makrele, Garnele, Sardine, Hummer, Tunfisch
Gemüse: Steinpilze, Gurke, Knoblauch, Petersilie
Nüsse/Samen: Kokosnuss, Pistazien, Sesam
auch Gelatine (Gummibärchen), Weizenkeime, Sojabohnen, Gerste
Tipp:
Morgens Pistazien, Kokosflocken oder Sonnenblumenkerne ins Müsli geben
Kupfer:
Es ist wichtig für den Eisentransport, das Herz-Kreislauf-System, das Immunsystem, die Elastizität von Knochen, Bändern, Knorpeln und den Aufbau von Hämoglobin.
Kuperhaltige Lebensmittel:
Fische/Meeresfrüchte: Austern
Früchte: getrocknete Pfirsiche
Gemüse: Spinat
Nüsse/Samen: Mandeln, Kokosnuss, Cashewkerne, Walnüsse, Haselnüsse, Sesam; und Roggen
Zink:
Es stärkt das Immunsystem, und das Gedächtnis und ermöglicht den Hormontransport . Außerdem ist es verantwortlich für den Haut- und Haaraufbau, ist wichtig für die Augenleistung (bei Bildschirmarbeit) und die Insulinbildung
Zinkhaltige Lebensmittel:
Gemüse: Mais
Nüsse/Samen: Mandeln, Erdnüsse, Cashewkerne, Sonnenblumenkerne, Pinienkerne
Hafer und Weizen
Folgende Tagesdosis der jeweiligen Vitamine und Spurenelemente wird empfohlen:
Inhaltsstoffe | Gesunde | MS-ler |
Vitamin E | 12 mg | 400 mg |
Vitamin C | 75 mg | 200 mg |
Vitamin A | 1 mg | 1 mg |
Selen | 100 Mikrogramm | 200 Mikrogramm |
Kupfer | 1,5 mg | 3 mg |
Zink | 15 mg | 30 mg |
Diese Tabelle habe ich nur dazu aufgeführt, um zu zeigen, dass Leute mit MS viel mehr der einzelnen Stoffe aufnehmen sollten als Gesunde.
Ich finde es immer schwierig, selber festzustellen, ob ich schon genug zu mir genommen habe. Ich ernähre mich einfach möglichst abwechslungsreich und nicht übertrieben genau nach all den "Vorschriften". Da ich selber sehr gerne esse, auch mal einen Kuchen oder Wurst, verzichte ich nicht komplett darauf. Allerdings esse ich nicht zu viel davon.
Ich denke, damit kann jeder gut leben. Man sollte nicht auf alles verzichten, was man gerne mag! Dann fällt einem das Alles sehr leicht.
Damit sicher keine Mangelernhärung auftritt, sollte man Vitamine zusätzlich in Form von Kapseln einnehmen. Allerdings sollte man dabei darauf achten, dass es hochwertige Produkte sind.
Auf welche Inhaltsstoffe der Nahrung sollte eher verzichtet werden?
Arachidonsäure:
Auch sie ist eine mehrfach ungesättigte Fettsäure. Sie wird im Körper aus der pflanzlichen Fettsäure Linolsäure hergestellt. Diese Art der Arachidonsäure spielt eine Rolle bei der Funktion des Gehirns und ist ein lebenswichtiger Bestandteil der Zellmembran. Sie hat kaum Einfluss auf die Entzündung.
Allerdings nehmen wir oft viel zu viel einer anderen Art der Arachidonsäure über die Nahrung auf, die nur in tierischen Nahrungsmitteln vorkommt. Sie wird zu fast 90 % in den Zellen des Körpers eingebaut, d.h., je mehr dieser Art der Arachidonsäure dem Körper zur Verfügung steht, desto mehr entzündungsfördernde Stoffe werden gebildet.
Durch vegetarisch orientierte Kost mit erhöhter Fischölaufnahme kommt es zu einem langsamen Absinken der schädlicheren Arachidonsäure, die sich bereits im Körper befindet. Es dauert allerdings Monate bis die überschüssige Menge abgebaut ist, nach ca. 2 Monaten wird die Ernährungsumstellung langsam wirksam.
Forscher vermuten übrigens aufgrund biochemischer Untersuchungen, dass die Botenstoffe, die für die fehlgesteuerten Immunreaktionen bei MS verantwortlich sind, alle aus der Arachidonsäure gebildet werden.
Eisen:
Das Eisen aus der Nahrung wird speziell an den Orten der Entzündung eingelagert. Eine zu hohe Eisenzufuhr kann so die Entzündung verstärken und den Organismus belasten.
Lebensmittel wie z.B. Gartenbohnen, Linsen, Spinat usw. enthalten zwar Eisen, allerdings überwiegen hier die positiven Effekte dieser Lebensmittel. Es sollte also nicht darauf verzichtet werden.
Innereien z.B. enthalten aber sehr hohe Konzentrationen von Eisen und sollten deshalb weggelassen werden.
Alkohol, weißes Mehl und Zucker sind "leere Energielieferanten" und sollten nur in Maßen gegessen werden.
Die folgende Zusammenfassung macht es vielleicht noch einfacher zu entscheiden, worauf man bei MS achten sollte:
- zwei bis drei Fischmahlzeiten pro Woche, vor allem fettreiche Fische wie Makrelen, Heringe und Lachs, auch Krustentiere und Meeresfrüchte
- Pro Woche zwei kleine Fleischmahlzeiten (Kalb, Pute, Huhn, Reh, Schwein), Wurst möglichst meiden, wenn ihr doch Wurst essen wollt, dann am besten Schinken (enthält am wenigsten Fett von allen Wurstsorten).
- Soja und Tofu sind ein guter Fleischersatz und können zwei bis drei mal die Woche gegessen werden
- Keine Butter und Schweineschmalz verwenden, lieber Diätmargarine und Pflanzenöle
- Insgesamt nicht mehr als zwei Eigelbe/Woche, auch keine eihaltigen Teigwaren verwenden (italienische Teigwaren sind ohne Ei) und nicht zu viel Kuchen mit Eiern essen, es gibt übrigens pflanzliche Ei-Ersatzprodukte (als Bindemittel)
- Möglichst kein Blätterteig, Mürbteig, Schokolade
- Auf Milch und Milchprodukte nicht verzichten, da sie das wichtige Kalzium enthalten, aber Halbfettmilch und fettreduzierte Produkte verwenden
z.B. Buttermilch, Trinkmolke, Halbfettmilch, fettarmer Kefir, Sauermilchprodukte, fettarmer Joghurt, fettarmer Topfen (= Quark), Käse mit weniger als 45 % F.i.T. , möglichst keine Sahne
Als Richtlinie gilt: pro Tag 1/4 Liter Milch, pro Woche 1/4 Kilo Käse!
Um den Kalziumbedarf zusätzlich zu decken, kann der Nahrung auch pro Tag 15 Gramm Milchpulver zugefügt werden
- Täglich Vollkornprodukte wie Vollkornbrot, -mehl, -reis, -nudeln oder -haferflocken, und zusätzlich Getreideprodukte wie Bulgur und Hirse
- Täglich Gemüse, am wichtigsten sind Vitamine A-, C- und E-haltige Lebensmittel, außerdem kalziumreiche wie Lauch, Mangold, Fenchel, Broccoli und Spinat.
- Viel Obst, wegen des gesteigerten Bedarfs von Vitamin C, vor allem Zitrusfrüchte, Kiwi, Papaya, Hagebutten
- Alle Arten von Nüssen und Samen als Nahrungsergänzung
- zusätzlich Vitaminkapseln, Linolensäurekapseln und Fischölkapseln als Nahrungsergänzung
- 1,5 - 2 Liter/Tag trinken (als Regel gilt: Pro Kilogramm Körpergewicht 30 ml Flüssigkeit!) kalziumhaltiges Mineralwasser, Fruchtsäfte mit Wasser verdünnt, Gemüsesäfte, light-Getränke, 1 Gläschen Rotwein
Auf schonende Zubereitung der Lebensmittel achten, damit keine Vitamine und Spurenelemente verloren gehen!
Beispiel für einen Tag mit gesunder Ernährung
Für alle, die mehr über die Inhaltsstoffe der einzelnen Lebensmittel wissen möchten: Lebensmitteldetektiv
Die meisten der Informationen sind nachzulesen in: "Ernährungsrichtlinien bei Multipler Sklerose" von Prof. Dr. med. Olaf Adam, ISBN-Nr. 3-926577-31-2
"Diese Richtlinien wurden bisher nur an Patienten mit rheumatoider Arthritis erprobt. Diese Krankheit hat mit der MS so viel gemeinsam, dass auch für MS-Patienten ein Nutzen wahrscheinlich ist."
Ausführliche Infos über den Arachidonsäuregehalt der einzelnen Nahrungsmittel, den Gehalt an Vitaminen und Spurenelementen nachzulesen in "Diät und Rat bei Rheuma und Osteoporose", im Walter Dädecke Verlag, Weil der Stadt